Die Betriebskapazität der EMEA-Data Center beläuft sich laut „EMEA Data Centre Update H1 2025“ von Cushman & Wakefield, weltweit tätiges Immobilienberatungsunternehmen, zum Ende der ersten Jahreshälfte 2025 auf 10,3 Gigawatt (GW), entsprechend einem Anstieg um 21 Prozent innerhalb von zwölf Monaten. Darüber hinaus befinden sich 2,6 GW im Bau und 11,5 GW in Planung, zusammengerechnet steigt die Pipeline damit auf 14,1 GW, entsprechend einer jährlichen Wachstumsrate von 43 Prozent. Damit steigt die Gesamtkapazität der Data Center in der EMEA-Region in absehbarer Zeit auf 24,4 GW.
Der Report bestätigt die anhaltende Dominanz der FLAPD-Märkte (Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und Dublin), zu denen nun auch Mailand hinzukommt. Diese insgesamt sechs „Powerhouse“-Märkte machen über 45 % der Betriebskapazität und fast die Hälfte der Entwicklungspipeline der Region aus. London bleibt mit 1.189 Megawatt (MW) in Betrieb und weiteren 1.678 MW in der Pipeline der größte Markt in EMEA.
Während diese Kernmärkte weiterhin eine zentrale Rolle für die digitale Infrastruktur der Region spielen, verlagert sich das Wachstum zunehmend in aufstrebende und sich entwickelnde Standorte. Städte wie Oslo, Helsinki, Lissabon und Berlin gewinnen an Dynamik, unterstützt durch verbesserte Infrastruktur, Regulierungsreformen und steigende Nachfrage nach KI- und Cloud-Diensten. Auch der Nahe Osten und Afrika verzeichnen ein rasantes Wachstum, wobei Johannesburg, Abu Dhabi und Riad zu den am schnellsten wachsenden Märkten zählen.
Laura Shepherd, EMEA Data Centre Advisory bei Cushman & Wakefield, sagte: „Die Stichworte Nachhaltigkeit und Sicherheit prägen den Markt. Die Betreiber müssen sich mit komplexen Planungsbedingungen, Grundstücks- und Stromengpässen sowie immer strengeren Umweltstandards auseinandersetzen, die die Kosten und Lieferzeiten in die Höhe treiben. Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Vertrauen der Investoren stark, und es fließt erhebliches Kapital sowohl in etablierte als auch in aufstrebende Märkte.“
Der Report enthält auch den aktuellen EMEA Data Centre Maturity Index von Cushman & Wakefield, der 31 Märkte anhand von 15 Parametern bewertet, darunter Lagerbestände, Präsenz von Hyperscalern und gebaute Kapazitäten. Der Index unterteilt die Märkte in vier Kategorien: Powerhouse, Established, Developing und Emerging. Er bietet einen Ausblick auf das Wachstumspotenzial und hilft Investoren und Entwicklern dabei, strategische Chancen in der gesamten Region zu identifizieren. Im Laufe des ersten Halbjahres 2025 ist Lissabon dank des 1,2-GW-Projekts Start Campus von „Emerging“ zu „Established“ aufgestiegen. Stockholm hat ebenfalls den Status „Established“ erreicht, während Lagos und Athen zu „Developing“ aufgestiegen sind. Groningen/Eemshaven in den Niederlanden ist, ebenfalls als „Developing“-Markt, erstmals in den Index aufgenommen worden.
Deutschland: Region Frankfurt vereint zwei Drittel der deutschlandweiten Kapazitäten
Trotz des dynamischen Wachstums beispielsweise in der Region Berlin bleibt der erweiterte Frankfurter Ballungsraum mit weitem Abstand die Nr. 1 auf dem deutschen Markt. Bei der Betrachtung der Gesamtkapazität (bereits in Betrieb, im Bau befindliche sowie geplante Anlagen) schlagen auf die Region mit 2,2 GW mehr als zwei Drittel (72 %) der Gesamtkapazität in ganz Deutschland (3,06 GW) zu Buche. Equinix, NTT, Digital Realty und CyrusOne sind führend in Bezug auf die Betriebskapazität, während mehrere Akteure über starke Entwicklungspipelines verfügen, darunter CloudHQ. Der Markt wird jedoch zunehmend durch Einschränkungen in Bezug auf Grundstücke, Strom und Regulierung verlangsamt.
Fortschritte gibt es in städtischen Projekten: Equinix plant ab 2025 rund 1.000 Haushalte mit überschüssiger Wärme aus drei Rechenzentren im Westen Frankfurts zu versorgen. Gleichzeitig verzögern sich periphere Wärmerückgewinnungsprojekte aufgrund von Infrastrukturdefiziten und einem begrenzten Kundenstamm.
Die Konnektivität wird weiter ausgebaut. Die für Dezember 2025 geplante Dark-Fibre-Strecke Frankfurt - Wien wird eine noch geringere Latenz zwischen wichtigen europäischen Wirtschaftszentren bieten und damit KI-, Cloud- und Medien-Workloads unterstützen.
Simon Jeschioro, Head of Capital Markets & Investment Advisory sowie Head of Alternative Investments Germany bei Cushman & Wakefield: „Trotz der starken Nachfrage wurden 2024 so wenige neue Projekte gestartet wie seit mehreren Jahren nicht mehr. Das spiegelt die Auswirkungen der komplexen Regulierung und der kritischen Engpässe bei der Stromversorgung und Flächenverfügbarkeit wider. Die Flächenverfügbarkeit dürfte auf dem Frankfurter Stadtgebiet bis auf Weiteres so gut wie ausgeschöpft sein, auch weil die Stadtpolitik Neubauten nur noch in bestimmten Clustern in periphere Stadtteile erlaubt. Dieser Druck beschleunigt die Nachfrage in alternativen Märkten wie Berlin, München, Hamburg und Düsseldorf, wenngleich auch diese Märkte mit Herausforderungen hinsichtlich der Stromversorgung und Flächenverfügbarkeit konfrontiert sind.“
Aktuelle Entwicklungen auf dem Data-Center-Markt im Rhein-Main-Gebiet
Als eine der wichtigsten Transaktionen im ersten Halbjahr 2025 gilt der geplante Kauf eines rund 5,5 Hektar großen Grundstücks in Hochheim durch Kauri CAB. Zudem wurde bestätigt, dass Vantage Data Centers bereits 2022 ein etwa 14 Hektar großes Gelände in Groß-Gerau zur Rechenzentrumsentwicklung erworben hat.
In Hanau baut CyrusOne derzeit mit FRA5 das fünfte Data Center im Raum Frankfurt mit geplanter IT-Kapazität von 54 MW auf rund 18.000 m² technischer Fläche. Der Rohbau wurde im Januar 2025 abgeschlossen – eine Verzögerung zur ursprünglich für Q3 2024 geplanten ersten Teillinie von 9 MW. Ein aktualisierter Zeitplan wurde bislang nicht veröffentlicht. Die Anlage soll vollständig mit erneuerbarer Energie betrieben werden und über rund 2.500 m² begrünte Fassaden verfügen.
Digital Realty hat im März 2025 sein neues Rechenzentrum FRA18 mit 16 MW Leistung in einem denkmalgeschützten Gebäude im Digital Park Frankfurt-Fechenheim (ehemaliges Neckermann-Areal) eröffnet.
EdgeConneX plant bis 2027 den Bau eines Campus mit zwei Rechenzentren in Heusenstamm auf insgesamt 57.000 m² Fläche. Das Investitionsvolumen beträgt rund 600 Millionen Euro; der Betrieb erfolgt mit Ökostrom und über eine neue Stromtrasse aus Dietzenbach.
FirstColo entwickelt bis 2027 ein 24-MW-Rechenzentrum in Rosbach vor der Höhe, ebenfalls mit 100 % erneuerbarer Energie und einer Investitionssumme von rund 250 Millionen Euro.
In Mainz errichten Green Mountain und KMW gemeinsam das nachhaltige Rechenzentrumsprojekt „Green Rocks“ mit bis zu 54 MW Leistung auf 25.000 m² Fläche. Der erste Bauabschnitt wurde Anfang 2025 fertiggestellt.