Die Londoner New Bond Street hat laut „Main Streets Across the World”, dem neuesten Retail-Report von Cushman & Wakefield, durch einen Preissprung im Jahresvergleich von 22 % auf 20.482 Euro/m²/Jahr die im Vorjahr führende Via Montenapoleone in Mailand (unverändert bei 20.000 Euro/m²/Jahr) sowie die Upper Fifth Avenue in New York (ebenfalls unverändert bei 18.359 Euro/m²/Jahr) überholt und ist damit erstmals teuerste Einzelhandelsdestination der Welt.
Robert Travers, Head of EMEA Retail bei Cushman & Wakefield, ergänzt: „Die anhaltende Attraktivität der weltweit führenden Einkaufsstraßen liegt in ihrer einzigartigen Kombination aus Tradition, Sichtbarkeit und kulturellem Prestige. Sie sind weit mehr als reine Handelsflächen – sie fungieren als globale Bühnen für Markeninszenierung, architektonischen Ausdruck und emotionale Kundenbindung. Einen Platz dort zu ergattern, erfordert kreative Strategien und Innovationskraft.“
Globale Mietpreisentwicklung
Weltweit stiegen die Mieten um durchschnittlich 4,2 %, wobei 58 % der analysierten Märkte ein Mietwachstum verzeichneten. Die Region Amerika führte das regionale Mietwachstum mit + 7,9 % an, angetrieben durch Währungseffekte in Südamerika. Europa legte um 4 % zu - besonders hervorzuheben sind hier Budapest und London. In der Region Asien-Pazifik verlangsamte sich das Mietwachstum auf plus 2,1 %.
Regionaler Überblick
Europa: London bleibt Wachstumsmotor
Neben der New Bond Street verzeichneten auch die Oxford Street und Regent Street in der britischen Hauptstadt zweistellige Zuwächse. In Budapest stieg die Miete in der Fashion Street um 33 %, womit sie die Váci utca als führende Einkaufsstraße der Stadt ablöste. Mailand und Paris behaupteten ihre globale Relevanz mit stabilen Mieten in der Via Montenapoleone (20.000 Euro/m²/Jahr, Platz 2 weltweit) und auf den Champs-Élysées (12.519 Euro/m²/Jahr, Platz 5).
Deutschlands Top-Einkaufsstraßen europaweit im Mittelfeld
Deutschlands teuerste Einkaufsstraße bleibt die Kaufingerstraße/Neuhauserstraße in München mit 3.840 Euro/m²/Jahr. Im weltweiten Ranking der jeweils teuersten Straßen (pro Land nur die erstplatzierte Shoppingmeile) bleibt die zentrale Einkaufsstraße der bayerischen Landeshauptstadt in den Top 20 (Rang 14).
Im europaweiten Vergleich der Top-Destinationen ragt in München neben der bereits genannten Kaufingerstraße/Neuhauserstraße (hier auf Platz 24) zusätzlich noch die Maximilianstraße mit einer Jahres-Spitzenmiete von 3.360 Euro/m²/Jahr hervor (Platz 27). Zur deutschen Spitzengruppe zählen auch die Tauentzienstraße in Berlin, die Zeil in Frankfurt, die Spitalerstraße in Hamburg sowie die „Kö“ (Königsallee) in Düsseldorf. Die Spitzenmieten blieben hier unisono unverändert gegenüber dem Vorjahr bei 3.000 Euro/m²/Jahr, gleichbedeutend mit einem gemeinsamen Platz 30 in der europäischen Rangliste.
Flagship-Lagen trotzen der Unsicherheit
Erstklassige Einzelhandelslagen entwickeln sich weiterhin überdurchschnittlich – trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und veränderten Konsumverhaltens. Zwar bleiben die Zinsen hoch, doch der Inflationsdruck lässt nach, und die Zentralbanken verfügen über Spielraum für weitere Zinssenkungen. In Kombination mit stabilisierender Verbraucherstimmung, realen Lohnzuwächsen und einer Erholung des internationalen Tourismus dürfte dies den Einzelhandel im kommenden Jahr einen Auftrieb geben.
Andreas Siebert, Head of Retail Germany bei Cushman & Wakefield: „Flagship-Standorte profitieren von einer Vielzahl positiver Aussichten – darunter robustes Wirtschaftswachstum, sinkende Lebenshaltungskostenbelastung und eine wiederkehrende Konsumbereitschaft. Die Bedeutung physischer Einzelhandelsflächen – insbesondere für die emotionale Markenbindung – bleibt hoch. Wir erwarten, dass sich dieser Trend mit der Verbesserung der globalen Rahmenbedingungen weiter verstärken wird.“
Siebert weiter: „Auch bei den genannten Top-Lagen in den deutschen Metropolen können wir in vielerlei Hinsicht davon sprechen, dass sie gegenüber konjunkturellen und geopolitischen Unsicherheiten Resilienz beweisen. Niedrige Leerstandquoten und großes Interesse deutscher und internationaler, mittlerweile oft asiatischer, Anbieter unterstreichen dies. In den letzten zwei Jahren haben zahlreiche neue Einzelhändler – darunter auch internationale Marken – Flächen in zentralen Lagen deutscher Metropolen angemietet, was die Attraktivität und Resilienz dieser Standorte zusätzlich unterstreicht. Marken wie Uniqlo in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt, Muji, JD Sports, Rituals, Lululemon sowie neue Gastronomiekonzepte wie Pret A Manger oder Five Guys haben ihre Präsenz in zentralen Innenstadtlagen ausgebaut oder neue Standorte eröffnet. Darüber hinaus hat Lidl seine strategische Partnerschaft mit Galeria weiterentwickelt und neue Filialen in prominenten Innenstadtlagen wie Hamburg und Düsseldorf angekündigt.“
Region Amerika mit durchschnittlich 7,9 % Mietwachstum führend
Die Oscar Freire Jardins in São Paulo verzeichneten einen Anstieg von 65 % und kletterten um sieben Plätze im globalen Ranking. In den USA fiel das Wachstum mit 2,5 % moderater aus. Während die Upper Fifth Avenue stabil blieb, legten Madison Avenue und SoHo um über 8 % zu – bei 30–50 % niedrigeren Mieten ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. In Kanada erholte sich die Robson Street in Vancouver mit einem Plus von 20 % nach einem Rückgang im Vorjahr.
Asien-Pazifik: Starker Aufwärtstrend in Indien und Japan - wirtschaftliche Gegenwinde in China und Südostasien
Das Wachstum in der Region verlangsamte sich von 2,8 % (2024) auf 2,1 % (2025). Indiens Tier-1-Städte führten die Region an – der Galleria Market in Gurgaon stieg um 25 %, Connaught Place in Neu-Delhi um 14 % und Kemps Corner in Mumbai um 10 %. In Tokio legten Ginza (+10 %) und Omotesando (+13 %) deutlich zu. In Hongkong hingegen sanken die Mieten in Tsim Sha Tsui um 6 % auf 13.907 Euro/m²/Jahr. Die Pitt Street Mall in Sydney verzeichnete ein moderates Plus von 4 % auf knapp 7.300 Euro/m²/Jahr – ein Zeichen für eine Rückkehr zu positiver Dynamik nach Jahren der Stagnation.